“Sich selbst zu kennen, ist der Anfang aller Weisheit”
– Aristotle
Von der antiken griechischen Philosophie bis zur modernen Psychologie hat das Wissen, wer wir sind, und das Verständnis unserer eigenen inneren Welt eine Schlüsselrolle dabei gespielt, den Menschen auf eine Stufe des persönlichen Wachstums zu bringen.
Der Psychologe Daniel Goleman definiert Selbsterkenntnis als „Wissen um die eigenen inneren Zustände, Vorlieben, Ressourcen und Intuitionen“[1]. Sie hilft uns, entstehende Gedanken und Gefühle vorurteilsfrei anzuerkennen, zu verstehen und zu kontrollieren.
Daher ist die Freisetzung der Kraft unseres Selbstbewusstseins eine wesentliche Voraussetzung für den Beginn unserer persönlichen Entwicklungsreise.
Was ist persönliche Entwicklung?
Persönliche Entwicklung ist der bewusste Prozess der Bewusstwerdung, der Identitätsbildung, der Freisetzung von Potenzial und schließlich des persönlichen Wachstums.
Betrachtet man die Maslowsche Bedürfnisparamide[2], könnte man sagen, dass das ultimative Ziel der persönlichen Entwicklung darin besteht, das höchste der menschlichen Bedürfnisse zu erfüllen: die Selbstverwirklichung.
Basierend auf: Abraham Maslow, „Eine Theorie der menschlichen Motivation“, 1943
Für Maslow ist die Selbstverwirklichung das einzige „Wachstums“-Bedürfnis in seiner Bedürfnishierarchie. Er definiert Selbstverwirklichung als den Prozess, sich als Person zu entwickeln, um das individuelle Potenzial zu erreichen. Die Bedürfnisse nach Physiologie, Sicherheit, Liebe, Zugehörigkeit und Wertschätzung hingegen sieht Maslow als Defizitbedürfnisse, die aufgrund von Entbehrungen entstehen. Seiner Theorie zufolge ist die Erfüllung unserer Wachstumsbedürfnisse erst dann möglich, wenn wir unsere Defizitbedürfnisse befriedigt haben.
Ein selbstverwirklichter Mensch zu sein bedeutet also, dass wir unser volles Potenzial ausschöpfen und in einem bewussten Zustand des Glücks leben, indem wir uns bemühen und mit der Zeit wachsen.
Wie können wir uns zu unserem vollen Potenzial entwickeln?
Einen Teil der Antwort finden wir sicherlich in diesem Zitat des Schweizer Psychiaters und Psychoanalytikers Carl Gustav Jung:
„Solange du das Unbewusste nicht bewusst machst, wird es dein Leben lenken und du wirst es Schicksal nennen.“
Die Fähigkeit, bewusste Entscheidungen zu treffen und sich selbst zu steuern, ist eine wesentliche Voraussetzung für persönliches Wachstum. Jede Reise der persönlichen Entwicklung beginnt daher mit der Stärkung unserer Selbstwahrnehmung. Wir müssen uns zunächst bewusst werden, wer wir sind, woher wir kommen und welche Stärken und Potenziale wir haben, damit wir uns bewusst weiterentwickeln können. Mit anderen Worten: Persönliche Entwicklung beginnt damit, dass wir uns selbst besser kennen lernen.
Über das Streben nach eigenem Wachstum hinaus erweist sich die Selbsterkenntnis auch als entscheidend, um andere besser zu verstehen und so die Qualität der Beziehungen in unserem Leben zu verbessern.
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Empathie
Einige neuere Studien zeigen, dass Selbsterkenntnis nicht nur ein grundlegender Schritt in der persönlichen Entwicklung ist, sondern auch zum Aufbau von Empathie und einer besseren Zusammenarbeit führt.
Mit der Studie „Know Thy Selves: Learning to Understand Oneself Increases the Ability to Understand Others“ (Lernen, sich selbst zu verstehen, steigert die Fähigkeit, andere zu verstehen) haben Forscher[3] herausgefunden, dass das Bewusstwerden unserer inneren Welt und unserer Verhaltensweisen den Perspektivenwechsel stark fördert.
Auf diese Weise können wir Einfühlungsvermögen entwickeln und so neue Wege erschließen, um das volle Potenzial unserer sozialen und beruflichen Beziehungen zu entfalten. Darüber hinaus können wir die Zusammenarbeit, Leistung und Führung am Arbeitsplatz verbessern.
Sind Sie persönlich der Meinung, dass es wichtig ist, zu verstehen, warum Menschen sich so verhalten, wie sie es tun? Wenn Ihre Antwort JA lautet, dann stimmen Sie mit 98 % der Befragten einer anderen Studie[4] überein, die die Vorteile der Selbsterkenntnis hervorhoben.
Auf die Frage nach den Vorteilen der Selbsterkenntnis antworteten die Befragten, dass der wichtigste Vorteil darin besteht, „Reaktionen und Motivationen zu verstehen“.
Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Selbstwahrnehmung, Leistung am Arbeitsplatz und Zusammenarbeit. Auf die Frage, in welchen Bereichen ihre Selbstwahrnehmung am hilfreichsten war, antwortete die Mehrheit der Teilnehmer: „Zusammenarbeit mit anderen in einem Team“ und „Stressbewältigung“.
Wie lässt sich die Selbstwahrnehmung verbessern?
Studien zeigen, dass das Einholen von Feedback aus unserem vertrauten Umfeld (Kollegen, Vorgesetzte, Familie und Freunde) sowie das Ausfüllen von Persönlichkeitstests eine grundlegende Rolle dabei spielen, uns unserer selbst bewusster zu werden. Beide Praktiken helfen uns, uns selbst zu reflektieren und unsere Emotionen und Verhaltensweisen zu beleuchten.
Weitere Techniken zur Steigerung des Selbstwahrnehmung sind Meditation in jeder Form, die unser Bewusstsein von Augenblick zu Augenblick verbessert. Eine weitere nützliche Übung besteht darin, die Dinge aufzuschreiben, auf die wir uns konzentrieren wollen, denn das Aufschreiben von Dingen, die uns wichtig sind, hat im Laufe der Zeit eine größere Wirkung als eine gedankliche Erinnerung an sie.
Schlussfolgerung
Wenn wir besser verstehen, wer wir sind und woher unsere Reaktionen und Verhaltensweisen kommen, haben wir alle die Macht, unserem Leben neue Impulse zu geben. Je selbstbestimmter wir uns in stressigen Situationen fühlen, desto besser können wir Stress in positive Energie umwandeln und uns auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Wir können entscheiden, woran wir wachsen und was wir ändern wollen, und neue Verhaltensweisen und Aktionen ausprobieren. Außerdem entwickeln wir unsere Fähigkeit, über neue Erfahrungen zu reflektieren und daraus zu lernen.
Nicht zuletzt ist die Stärkung unserer Selbstwahrnehmung der magische Schlüssel, der unser Potenzial und unsere soziale Intelligenz freisetzt und uns auf unserem Weg zu persönlichem Wachstum und Glück unterstützt.
