Unternehmerische und betriebswirtschaftliche Entscheidungen sind oftmals ein komplexes und herausforderndes Unterfangen. Es gilt Wirkungszusammenhänge zwischen verschiedensten Faktoren zu berücksichtigen, die sich über Zeit und Raum erstrecken, und geeignete Techniken und Werkzeuge zu identifizieren, die den Prozess der Entscheidungsfindung sinnvoll unterstützen, und die Effizienz und Effektivität des Prozesses steigern.
Es gibt verschiedene Modelle und Werkzeuge, die helfen, die Struktur des Entscheidungsproblems und die Beziehungen zwischen den verschiedenen Elementen zu beschreiben und analysieren. Wiederum andere Methoden können zusätzlich verwendet werden, um alternative zukünftige Szenarien zu entwickeln, die auf unterschiedlichen Annahmen und Hypothesen basieren. Auf diese Weise können Korrelationen zwischen den verschiedenen Elementen und ihre Auswirkungen aufeinander in den verschiedenen Szenarien analysiert werden.
Worum geht es bei der Entscheidungsfindung?
Die Entscheidungsfindung ist ein wesentlicher kognitiver Prozess, der es dem Einzelnen ermöglicht, zwischen verschiedenen Optionen und Handlungsoptionen zu wählen. In komplexen Umgebungen kann die Entscheidungsfindung schwieriger werden, da die Anzahl der zu berücksichtigenden Variablen und Faktoren zunimmt.
Die Wissenschaft hinter der Entscheidungsfindung in Zeiten der Komplexität ist multidisziplinär und stützt sich auf Bereiche wie Psychologie, Neurowissenschaften, Verhaltensökonomie und Soziologie. Forscher in diesen Bereichen haben eine Reihe von Faktoren identifiziert, die die Entscheidungsfindung in komplexen Situationen beeinflussen können, einschließlich kognitiver Verzerrungen, Grenzen des Denkens, emotionaler Zustände und sozialer Kontext.
Die Herausforderungen und Vorurteile bei der Problemlösung und Entscheidungsfindung
Eine der zentralen Herausforderungen bei der Lösung von Problemen und der Entscheidungsfindung in Zeiten der Komplexität ist der Umgang mit Unsicherheit. Unsicherheit bezieht sich auf den Mangel an Informationen oder Wissen über die möglichen Ergebnisse verschiedener Handlungsoptionen. In komplexen Situationen kann die Unsicherheit besonders hoch sein, da es viele Variablen, Faktoren und Einschränkungen geben kann, die schwer vorherzusagen oder zu kontrollieren sind.
Um mit Unsicherheit umzugehen, verlassen sich Entscheidungsträger oft auf Heuristiken oder mentale Abkürzungen, die es ihnen ermöglichen, Probleme schnell zu lösen und den Entscheidungsprozess zu vereinfachen. Heuristiken können in vielen Situationen nützlich sein, da sie es uns ermöglichen, Lösungen mit reduzierter geistiger Anstrengung zu finden, aber sie können auch schädlich für die Problemlösung und die Qualität unserer Entscheidungen sein, da das Ergebnis dieser mentalen Abkürzungen durch einige kognitive Verzerrungen beeinflusst werden kann, die systematische Fehler in unserem Denkprozess sind. Dies führt oft zu schlechten Entscheidungen.
Wenn wir zum Beispiel die sogenannte „Verfügbarkeitsheuristik“ nehmen, bei der es sich um eine kognitive Verzerrung handelt, bei der sich Individuen bei Entscheidungen auf die am leichtesten verfügbaren Informationen verlassen, sehen wir, dass dies in Zeiten der Komplexität dazu führen kann, dass bestimmte Faktoren oder Variablen, die hervorstechender oder einprägsamer sind, überbetont werden, während andere vernachlässigt werden, obwohl sie genauso wichtig oder wichtiger sind.
Emotionale Zustände können auch unsere Entscheidungsfindung in Zeiten der Komplexität beeinflussen. Tatsächlich hat die Forschung gezeigt, dass emotionale Erregung zu erhöhtem Risikoverhalten sowie zu einer verminderten Fähigkeit, klar zu denken und rationale Entscheidungen zu treffen, führen kann. Natürlich können emotionale Zustände in komplexen Situationen besonders intensiv sein, da Entscheidungsträger Druck oder Stress verspüren können, die richtige Wahl zu treffen, was wiederum das Risiko einer schlechten Entscheidungsfindung erhöht.
Auch der soziale Kontext kann in Zeiten der Komplexität eine wichtige Rolle bei unserer Entscheidungsfindung spielen. Zum Beispiel kann der soziale Einfluss oder der Einfluss, den andere Menschen auf die Entscheidungsfindung eines Individuums haben, aber auch der Wunsch, bestimmten sozialen Erwartungen zu entsprechen, in komplexen Situationen besonders stark sein und zu verzerrten Lösungen und Entscheidungen führen.
Wie kann der Einfluss dieser Faktoren auf den Problemlösungs- und Entscheidungsprozess reduziert werden?
Systemisches Denken, ein ganzheitlicher Ansatz, der sich auf ein System als Ganzes konzentriert und darauf, wie die verschiedenen Elemente, aus denen es besteht, miteinander verbunden und mit dem Kontext verknüpft sind, bietet eine leistungsstarke Methodik für den Umgang mit Komplexität und trägt wesentlich dazu bei, Verzerrungen zu vermeiden.
Einige Modelle, die in der Entscheidungsfindung verwendet werden und vom systemischen Denken inspiriert sind, bieten einen strukturierten Ansatz zur Entscheidungsfindung, bei dem Optionen auf der Grundlage der Ziele, der Einschränkungen oder Einschränkungen, der relevanten Stakeholder und einer Reihe von Kriterien bewertet werden. Dies kann sehr hilfreich sein, um dynamische Szenarien zu erstellen, die die Variablen und ihre Wechselbeziehungen berücksichtigen und so alternative Zukunftsbilder unserer Systeme bieten, wenn wir Entscheidungen in komplexen Umgebungen treffen.
Literaturempfehlung:
Dan Ariely: “Amazing Decisions: The Illustrated Guide to Improving Business Deals and Family Meals”, MacMillan, 2019
Dan Ariely: “Predictably Irrational, Revised: The Hidden Forces That Shape Our Decisions”, Harper, 2015
Britt Glatzeder, Vinod Goel, et al.: “Towards a Theory of Thinking: Building Blocks for a Conceptual Framework”, Springer, 2012
Dietrich Dörner: “Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen“, Rowohlt Taschenbuch, 2003
lbrecht von Müller: „Die Selbstentfaltung der Welt: Eine Einladung, Zeit und Wirklichkeit neu zu denken und mit Komplexität anders umzugehen“, Siedler Verlag, 2020
Autoren:
Gaëlle Piernikarch
Gründerin & CEO
gaelle@cambiana.com
Dr. Tobias Adam
CEO Parmenides AG
tobias.adam@parmenides-ag.com
Gisela Zweck
Managing Director Magnify Innovation
gisela.zweck@magnifyinnovation.com