01.06.22

Was sind die größten Herausforderungen bei der Zusammenarbeit internationaler Teams?

von Stephanie Püttker

Internationale Zusammenarbeit ist heute unerlässlich und eine grundsätzlich synergetische und gewinnbringende Unternehmensstrategie. Um diesen Mehrwert abschöpfen zu können, ist für die kulturübergreifende Teamarbeit jedoch ein höherer Aufwand erforderlich als für die nationale Zusammenarbeit – und das wird oft vergessen.

Zum einen begegnen wir den ganz normalen Problembereichen, die auch in nationalen Teams zu finden sind, wie z.B.:

Aufgabenstellungen
Die Projektaufgaben sind unklar oder zu komplex.

Methoden und Organisation
Methoden sind unbekannt, unzureichende Ressourcen, Kompetenzen oder unklare Koordination und Information.

Verhalten
Zu wenig Kommunikation, Einzelkämpfermentalität, mangelnde soziale Kompetenz, Abteilungsstreitigkeiten, Gruppendynamik oder fehlende Führungsqualitäten.

 

Auf der anderen Seite müssen internationale Teams – neben längeren Reisezeiten, Zeit- und Klimaunterschieden – mit Aspekten der interkulturellen Kommunikation zurechtkommen:

  • Sprachprobleme, Stereotypisierung, das „Überstülpen“ der eigenen Kultur auf andere, unbewusste Interpretations- und Bewertungsprozesse, nationale Untergruppenbildung, unterschiedliche Arbeitsweisen und Kommunikationsstile.

 

Diese Aspekte führen zu besonderen Herausforderungen in der internationalen Teamarbeit, z.B.:

  • Zeitkonzepte – wie werden Planungszeiten, Pünktlichkeit und Zeiteinteilung gehandhabt?
  • Mitarbeiterführung – entscheidet der Teamleiter allein oder wird erwartet, dass die Teammitglieder in Entscheidungen einbezogen werden?
  • Arbeitsmotivation – ist die individuelle Selbstverwirklichung bei der Arbeit die beste Möglichkeit, Anreiz zu schaffen oder ist die Gruppenorientierung wahrscheinlicher?
  • Problemlösungs- und Entscheidungsprozesse – wird eher „trial and error“ praktiziert oder wird „sorgfältige Planung“ bevorzugt? Ist es üblich, dass die ranghöhere Person entscheidet, oder wird eher im Konsens entschieden?
  • Verhandlungs- und Konfliktstile – kommt man schnell zur Sache oder ist Zurückhaltung angebracht? Wie wird mit direktem Feedback umgegangen und welche Rolle spielt die Gesichtswahrung?

 

Da dies Themen sind, die in nationalen Teams mit größerer Selbstverständlichkeit behandelt werden und seltener bei Diskussionen auf der Tagesordnung stehen, ist es in internationalen Teams oft so, dass die Teammitglieder die Geduld verlieren, wenn es darum geht, solche Grundsätze zu diskutieren. Sie haben oft das Gefühl, wieder von vorne anfangen zu müssen, ohne mit der eigentlichen Projektaufgabe weiterzukommen.

Diese Grundsatzdiskussionen sind jedoch sehr wichtig, um sich auf die eigentliche Aufgabe gemeinsam auszurichten. Internationale Teams bräuchten daher generell mehr Zeit, um wirklich produktiv zu werden, die in der Regel knapp ist und daher selten zur Verfügung steht. Teamentwicklungsmaßnahmen, speziell für internationale Teams, können helfen, diese Anlaufzeit durch gezielte Maßnahmen zu verkürzen, die alle Seiten darauf vorbereiten, von ihren eigenen Gewohnheiten Abstand zu nehmen und Neues entstehen zu lassen, ohne ihre jeweilige Authentizität zu verlieren. Dies kann zur Entwicklung einer neuen Teamkultur führen, in der Unterschiede nicht nur akzeptiert, sondern auch wertgeschätzt werden. Dies ist „interkulturelle“ Teamarbeit.

In einem Team ist es wichtig zu lernen, miteinander umzugehen und aufeinander zuzugehen, ohne die eigene Authentizität zu verlieren. Interkulturelle Teamentwicklung sollte den Raum dafür bieten. Damit wird der Weg für die erhoffte Schaffung von Synergien erst frei.

 

Quellen:
Stephanie Püttker, extract out of a contribution for the congress volume of the international congress „experience & learn 2008 – empowering people for global responsibility“

 

Stephanie Püttker
Stephanie Püttker
Senior Managerin Training & Coaching
Wie emotional intelligent sind Sie?